16. Februar 2014

Geschichte

Unsere Geschichte begann zur Wende im Herbst 1989 und 1990, aber uns gibt es noch heute.


Herbst 1989

Mit weißen Kerzen in der Hand treten Hunderte aus der Bad Blankenburger Nicolai-Kirche hinaus ins Dunkel der Gasse, um sich zu einem Protestzug zu formieren. Fast lautlos bewegt sich der Zug zur Fernverkehrsstraße, stoppt dort den Verkehr der wenigen Trabants, Wartburgs und Moskwitschs und zieht hinauf zum Eingang der Oberen Marktstraße. Vorsichtig, noch ängstlich, werden kleine Spruchbänder und Plakate entrollt. Nicht viele, doch immerhin. Unglaublich scheint der Masse des Zuges, was erst ein kleines Grüppchen, dann immer mehr zu rufen wagen: „Parteischule weg, Parteischule weg!“, „Neues Forum zulassen!“ und zu den Angehaltenen, die längst neugierig aus ihren Fahrzeugen gestiegen waren: „Schließt euch an, schließt euch an!“. Sein Ziel findet der Zug vor dem Rathaus, auf dem Marktplatz.

Fortan wurde in Bad Blankenburg der Montag zum Tag des Friedensgebetes. Trotz warnender Zeigefinger der SED-Funktionäre in den Betrieben, trotz Stasi zwischen den Bürgern auf den Sitzbänken in der Kirche und trotz Vorladungen, Aussprachen und Verhaftungen!

Einer derer, die den Umbruch in Bad Blankenburg initiierten, war Dr. Martin Maisel, heute Stadtrat und Fraktionsvorsitzender der Freie Wähler Gemeinschaft in Bad Blankenburg. Der Entwickler aus dem Antennenwerk kam zu jenem Zeitpunkt gerade von einer Schulung aus Berlin zurück, hatte die Ereignisse dort und in Leipzig persönlich miterlebt und war nicht mehr zu halten, sich gegen die SED-Allmacht aufzulehnen. Mit seinen Erfahrungen aus der Berliner Kirche begann Dr. Maisel, in Bad Blankenburg fortschrittliche Bürger zu kontaktieren und den Zusammenschluss der Menschen zu organisieren.


1990

Immer mehr Bürger unserer Stadt nehmen an den Demonstrationen teil. Sprechchöre „Wir sind das Volk“ erklingen. Bei Friedensgebeten in der Kirche leuchten hunderte Kerzen. Kritische Diskussionen zum bestehenden Regime entbrennen. Früher als in den benachbarten Rudolstadt und Saalfeld gelingt es, den Menschen den nötigen Anstoß zum aktiven Aufbegehren zu geben.

Aus dieser Situation heraus fanden sich Bürger unserer Stadt zusammen, um beim historischen Umbruch aktiv dabei zu sein und den gesellschaftlichen Prozess mit zu gestalten. Dr. Maisel orientierte von Anfang an auf die Bildung einer Basisdemokratischen Gruppe, um eine Zersplitterung der fortschrittlichen Kräfte in verschiedene Initiativen zu verhindern. Ergebnis war die Einrichtung eines Runden Tisches als Folge des Zusammenschlusses aller Gruppen und Richtungen.

Am später installierten Runden Tisch in Bad Blankenburg saßen neben dem damaligen Bürgermeister und den Stadträten dann schließlich mit Dr. Martin Maisel, Pastor Karl-Heinz Mengs vom Allianzhaus, Georg Jahn, Michael Pabst, Dr. Ursula Große und Dr. Gerd Blume auch Vertreter dieser Basisdemokratischen Gruppe. Deren Anliegen war es, die Vorherrschaft der SED, festgeschrieben in der Verfassung der DDR, zu beseitigen.

Mit der Festsetzung von Neuwahlen war dieses Ziel erreicht. Die Basisdemokratische Gruppe in Bad Blankenburg löste sich wieder auf.
Um die begonnene sachbezogene kommunalpolitische Arbeit im Interesse der Bürger fortsetzen zu können, gründete Dr. Martin Maisel die bürgernahe und parteiunabhängige Freie Wähler Gemeinschaft in Bad Blankenburg.

Aus dem gesellschaftlichen Umbruch, dem Fall der Mauer, aus vielen Zusammenkünften und Anregungen aus der Bevölkerung entstand damals der Wille, sich auch weiterhin in die kommunalpolitische Arbeit einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und für die Bürger unserer Stadt da zu sein – jedoch nicht in einer Partei!

Die ersten freien Wahlen 1990, bei denen 12 Bürger unserer Stadt als Kandidaten der Freie Wähler Gemeinschaft antraten, waren der Beginn unserer politischen Arbeit.

Der Neuaufbau unserer Gesellschaft nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten bedeutete für uns Neuland im Umgang mit

  • einer neuen Gesetzgebung,
  • einem neuen Wirtschaftssystem und
  • einem neuen Bildungssystem.

Völlig neue Denkweisen waren erforderlich.

Es war ein langer und schwieriger Weg, vor allem weil wir Arbeit und Kommunalpolitik verbinden mussten. Höhen und Tiefen wechselten sich über die Jahre hinweg ab.

Der Reiz des Neuen, des Gebrauchtwerdens, für die Menschen da zu sein, der Reiz der Auseinandersetzung, das Nichtgebundensein an eine Partei und letztendlich das fruchtbare Einbringen in die Kommunalpolitik Bad Blankenburgs hat uns seit 1990 trotz oft schwieriger Entscheidungen und stundenlanger Debatten nicht verzagen lassen.


Heute

Für die Bürger unserer Stadt wollen wir uns auch weiterhin einsetzen, wollen ihre Interessen im Stadtrat und in den Ausschüssen vertreten.

Der Erfolg der Arbeit der Freien Wähler wird durch die Bürger darin bestätigt, dass wir seit 1990, nunmehr in der sechsten Legislaturperiode, ständig im Stadtrat vertreten sind.

Mai 2009: im Zuge der Vorbereitungen zur Kommunalwahl und Aufnahme neuer Mitglieder fand eine Umbenennung von Freie Wählergemeinschaft Bad Blankenburg in Freie Wähler – Bürger für Bad Blankenburg statt, um einen noch engeren Bezug zur Stadt Bad Blankenburg und dessen Bürger zu verdeutlichen.

Wir sind für die Bürger da, wir nehmen sie ernst!